Canon EOS 5D Mark IV vs. Canon EOS 5Ds


Warum ich meine Canon EOS 5Ds für eine Canon EOS 5D Mark IV verkauft habe.
(Scroll to the bottom of this article for a short english summary of the most important reasons)

Der Kameramarkt ist in den letzten Jahren etwas unübersichtlich geworden. APS-C Kameras mit einer etwas kleineren Sensorgröße als das klassische 35mm Kleinbildfilm haben drastisch aufgeholt, während sie über viele Jahre nur als Einsteigerkameras verschrien waren. Spiegellose Systemkameras werden immer besser und übertrumpfen mit ihrer Leistungsfähigkeit die alt eingesessenen DSLR-Systeme. Vollformat 35mm ist nicht mehr nur auf DSLR-Kameras beschränkt, sondern auch als kompakte spiegellose Systemkamera à la Sony Alpha 7R Mark II, Alpha 7 Mark II und Alpha 7S Mark II erhältlich. Digitales Mittelformat, eine Nummer größer als 35mm Kleinbildfilm, ist neben den etablierten Marken wie Hasselblad, Mamiya/Leaf, Phase One & Co. seit einigen Jahren auch für weniger als 10.000€ bei Pentax erhältlich. Seit Ende 2016 auch als spiegellose Mittelformat-Systemkamera bei Hasselblad (Hasselblad X1D, ca. 11000€ inkl. Objektiv) und vermutlich ab Februar 2017 bei Fujifilm (Fujifilm GFX, ca. 8000€ inkl. Objektiv).

Vor wenigen Jahren startete Nikon ein kleines Megapixelrennen gegen Canon mit der 36 Megapixel Nikon D800. Später kam dann die überarbeitete Nikon D810 dazu. Canon ließ sich etwas Zeit um dann mit der Canon EOS 5Ds und 5DsR mit ganzen 50,4 Megapixel an Nikon vorbeizuziehen und eine Kamera auf den Markt zu bringen, die eine Alternative zu den Mittelformat-DSLRs von Hasselblad, Phase One und Pentax sein sollte, die alle gemeinsam den von Sony produzierten, kleinen 50 Megapixel 33x44mm Sensor setzen.

Canon EOS 5Ds - front
Kurz und knapp, die Canon EOS 5Ds und 5DsR bietet im Großen und Ganzen das, was sie verspricht. Viel Bildauflösung in einem relativ "kompakten" DSLR-Body, der auf der etablierten EOS 5D Serie von Canon basiert. Die Kamera kann mitnichten mit dem Dynamikumfang einer Pentax 645Z mithalten, dafür kann sie eben vieles ein Bisschen schneller und hat einen deutlich agileren Autofokus. Wer bereits viel Geld in ein Canon Objektivset investiert hat, der wird sich vielleicht auch damit schwer tun, dank Mittelformat noch viel größere Objektive nutzen zu müssen, die alle nicht so Lichtstark sind (Offenblende maximal F/2.8) und außerdem auf die Vielfalt an Objektiven für fast alle Anwendungen verzichten zu müssen.

Was die Canon EOS 5Ds nicht kann, ist vor allem Mithalten mit der spiegellosen Konkurrenz von Sony und deren 42,5 Megapixel Kleinbildsensor in der Sony A7R Mark II. Außerdem gilt zu bedenken, dass bei 50 Megapixel die einzelnen Pixel auf der Fläche des Kleinbildsensors so klein werden, dass Verwacklungen viel eher auch im Bildergebnis nachher erkennbar sind. Die grobe Regel als minimalste Verschlusszeit 1/Brennweite anzusetzen, sollte aus eigener Erfahrung glatt verdoppelt werden um nicht enttäuscht daheim vor den Ergebnissen sitzen zu müssen, vor allem bei schlechtem Licht. All das lässt mich nach 1,5 Jahren mit dieser Kamera zu dem Ergebnis kommen, dass selbst die (dank Tiefpassfilter) weniger für Detailauflösung ausgelegte Canon EOS 5Ds eine Kamera ist, die unter kontrollierten Bedingungen und möglicherweise vom Stativ im niedrigen ISO-Bereich wirklich aufblüht, gleichzeitig aber nicht empfehlenswert für den "(Reise-) alltag" ist. So elegant es auch sein mag notfalls Reserven für die Ausschnittsvergrößerung zu haben, so unelegant ist die Arbeit mit den riesigen Dateien, auch für die eigene Hardware. Am Ende stellte sich bei mir ein Gefühl ein, über jedes Foto mindestens drei Mal nachdenken zu müssen ob ich es tatsächlich mache, was am Ende den ganzen Spaß an der (Reise-)fotografie entzogen hat.

Canon EOS 5Ds - back


Warum habe ich die 5Ds dann überhaupt gekauft? Ich hatte vorher eine EOS 5D Mark III, habe damals einen guten Gebrauchtpreis angeboten bekommen und wollte etwas neues ausprobieren, da sich durch einen Ausflug zu Sony und Fujifilm die klassische DSLR etwas veraltet angefühlt hatte. Daher habe ich sie als Spezialgerät für bestimmte Projekte angesehen. Mir hat die hohe Auflösung zunächst sehr zugesagt, da ich gelegentlich größere Drucke anfertige. Ich finde aber, dass 24-30 Megapixel für mich einen Idealbereich in Sachen Bildauflösung darstellen, mit dem ich 99% meiner Projekte mehr als zufriedenstellend erledigen kann.

2016 gab es dann zum erstem Mal das Gefühl, dass ein bisschen mehr Moderne in das etwas verstaubte DSLR-Geschäft Einzug hält. Canon brachte in diesem Jahr den lange ersehnten Nachfolger der EOS 5D Mark III heraus: Bühne frei für die Canon EOS 5D Mark IV.

Canon EOS 5D Mark IV - front



Zunächst der erste Wermutstropfen: Der Preis von ca. 4000€. Wer erinnert sich noch an die Preisgestaltung der ersten EOS 5D oder 5D Mark II? Selbst die 5D Mark III mit ihren 3300€ bei Einführung, bot zunächst viel Stoff für Empörung bei allen, die gedacht haben in der 5D Serie eine gute Perspektive für ein bezahlbares Vollformat DSLR-System zu finden. So blieb vielen die etwas ungeliebtere Canon EOS 6D als Ausweg, allerdings auch mit einigen Abstrichen bei Sucher, Autofokus und Bildsensor. Wer sich wie ich etwas Zeit lassen kann, findet Canon's neues Topmodell inzwischen auch etwas günstiger und wer noch mehr Zeit hat kann sich bestimmt auf Preise um 3500€ beim Neukauf in einigen Monaten einstellen. Für Videofilmer dürfte, sofern sie an 4K interessiert sind, der veraltete Video-Codec mit seinen viel zu großen Dateien nicht interessant sein. Ich persönlich brauche höchstens mal 1080p, daher kein Problem. Für mich spielt die Fotografie die Hauptrolle, daher erlaube ich mir zu Video in diesem Artikel kein Urteil.

Canon EOS 5D Mark IV - back

Äußerlich weiterhin mit großer Ähnlichkeit zur 5D Mark III und 5Ds(R), hat sich bei der 5D Mark IV einiges getan, was letztlich für mich kaufentscheidend war. Daher möchte ich kurz zusammenfassen welche Punkte für mich hier besonders wichtig sind:

1. Bewährtes Design und Tastenlayout. Bereits vorhandene Objektivauswahl. Ein Systemwechsel ist immer mit Umgewöhnung und vor allem auch mit höheren finanziellen Verlusten verbunden. Daher sehe ich mich primär bei Neuanschaffungen bei dem Hersteller um, von dem ich auch gute Objektive besitze. Bei der EOS 5D Mark IV fühlt sich alles so an, wie ich es seit Jahren schon gewohnt bin.

2. Im Vergleich zur 5Ds besitzt die 5D Mark IV auch wieder einen Kopfhöreranschluss, der für Videofilmer besonders interessant ist. Gleichzeitig ist die Fernauslöserbuchse von der (von hinten gesehen) linken Kameraseite auf die Vorderseite der Kamera gerutscht. Ganz praktisch, gerade wenn man diesen Anschluss wie ich sehr viel vom Stativ aus nutzt und keinen speziellen L-Winkel kaufen möchte, der einen dauerhaften Zugriff auf diesen Anschluss von der Seite aus ermöglicht. Das spart Zeit und Fummelei.

3. Der Touchscreen - Sowohl positiv als auch negativ. War das Display bislang immer mit Nasenabdrücken verschmutzt, kommen jetzt noch Fingerabdrücke hinzu. Insgesamt erleichtert der Touchscreen aber die Navigation in den Menüs und bietet die Möglichkeit wie beim Smartphone mit einem einfachen Fingertip im Liveview-Modus den Autofokus genau an die Stelle zu setzen, die einen interessiert. Herzlich Willkommen in der Gegenwart!

4. Dual Pixel CMOS AF - Canon DSLR und Liveview Autofokus waren bislang ein Graus. Viel zu langsam und auch ziemlich viel Pumpen hieß es früher. Mit dieser neuen Autofokustechnik im Liveview-Modus fühlt sich die Kamera wirklich an wie eine Point and Shoot-Kamera. Schnelles und sicheres Scharfstellen ist gerade beim kritischen Fokussieren z.B. bei Gesichtern endlich praktikabel geworden ohne in den manuellen Fokus zu wechseln. Mittels Touchscreen kann man das sogar mit dem Auslöser kombinieren, wodurch die Kamera beim Antippen des Bildschirms fokussiert und sofort ein Bild aufnimmt.

5. WLAN und GPS - Auch hier haben andere Hersteller schon viel früher gezeigt wie es geht und dass vor allem WLAN durchaus sinnvoll genutzt werden kann. GPS nutze ich persönlich nicht, da es mir bei meinen Bilddaten nicht auf den absolut genauen Standort ankommt. Andere werden es bestimmt zu schätzen wissen. WLAN ist für mich in Verbindung mit der passenden Smartphone App ideal um Bilder auch schnell unterwegs zu verschicken oder die Kamera vom Smartphone aus zu steuern. Das funktioniert übrigens jetzt auch im Videomodus.

6. Verbesserter Bildsensor mit etwas mehr Auflösung, aber eben nicht zu viele Pixel. Verbesserter Dynamikumfang und weniger Rauschen bei höheren Empfindlichkeiten. Immer noch nicht besser als die Konkurrenz, in der eigenen Systemumgebung aber sehr gute Werte und völlig ausreichend wenn man nicht immer die Kameras der anderen Hersteller zum direkten Vergleich dabei hat oder vor dem Bildschirm seine Bilder nur im 100% Modus betrachtet.

Das sind zunächst meine wichtigsten Punkte, die mir für den Vergleich beider Kameras einfallen. Die EOS 5D Mark IV hat dazu geführt, dass ich, verwöhnt durch die Spielereien der spiegellosen Systemkameras, wieder den Gefallen daran gefunden habe eine DSLR zu nutzen. Eine wichtige Sache bieten diese kompakten Systeme nämlich alle nicht. Für mich fühlt sich die Fujifilm X-T2 oder X-Pro 2 lange nicht so  gut in der Hand an und bei Sony Alpha 7R Mark II & Co. ist mir gemessen an der Größe der Objektive das Kameragehäuse einfach zu klein. Was hilft da die Gewichtsersparnis wenn die ganze Kombination aus Kamera und Objektiv zu kopflastig ist oder man dazu gezwungen wird einen Handgriff oder Hochformatgriff zu kaufen, um die Kamera anständig halten zu können?

Schreibt mir wenn ihr Lust habt eure Gedanken dazu auf. Wie habt ihr euch entschieden? Warum würdet ihr euch keine DSLR mehr kaufen? Es bleibt spannend wohin die Reise in den nächsten Jahren geht.

Short summary in English:

Why I decided to get Canon's EOS 5D Mark IV and sell my EOS 5Ds:

1. With the EOS 5D Mark IV everything feels like home. All the buttons are at the same place and I already own good Canon glass so changing the whole system for a more advanced camera would cost me a lot of money.

2. There is a headphone jack at the side of the camera again which is important for video to control the audio level. They moved the remote control port to the front of the camera. Now you I can finally use a universal L-Bracket for portrait mode with easy access to the remote control port at the front.

3. Touchscreen means additional dirt from your fingers on the screen but at the same time makes camera operation and navigation inside the menu a lot easier and faster. Selecting the focus point in liveview mode works just like on your smartphone. Welcome to the future!

4. Dual Pixel CMOS autofocus is finally a fast and easy way to focus in liveview mode for photos and video. The camera can track a moving subject in video mode and works very accurate. You can combine focus point selection via your fingertip with the shutter release right after the camera found focus.

5. WiFi and GPS. I'm not really interested in storing the exact location data for every photo but I'm sure there are a lot of people who like this function. WiFi is great if you want to transfer images on the go and control your camera using the smartphone app even in video mode.

6. Improved image sensor with better dynamic range and lower high ISO noise. Still not the best in class against the other competitors but it's now the best in the Canon ecosystem alongside the much more expensive action camera 1DX Mark II. You won't notice any difference if you don't always carry a Nikon D810 and a Sony Alpha 7R Mark II and take every photo with all of the three cameras to compare them at home at 100% magnification. Less pixel (30 vs 50 megapixel) means a lot easier and faster processing. I think the megapixel sweetspot is around 24-36 megapixel. You won't need a lot more resolution if you don't print really big. A higher pixel count means smaller pixel and makes little vibrations more noticable as camera shake in the final picture. The 50,4 megapixel Canon EOS 5Ds and 5DsR require at least twice as fast shutterspeeds if you don't use them on a tripod, especially in low light. So in the end you loose image quality because you need to bump up your ISO for faster shutter speeds in everyday usage. That's why I'm more happy with 30 megapixel than 50 megapixel.

Those were the most important reasons why I decided to sell my Canon EOS 5Ds for the EOS 5D Mark IV. I hope this summary can help you a little bit. If you want to add something else or have any questions feel free to leave a comment.

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